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OTZ 19.04.2012

Pilotprojekt: Über 7000 Welse in Schkölen ausgesetzt

18-04-2012: Tino Köbe hat es geschafft. Seit gestern tummeln sich in den Becken der Aquakultur die kleinen Welse. Insgesamt sind es 7300 Fische.

 

Tino Köbe hat es geschafft. Seit gestern tummeln sich in den Becken der Aquakultur die kleinen Welse. Insgesamt sind es 7300 Fische.

Mehr als 7000 Jungfische des afrikanischen Welses ziehen in die Becken der Aquakulturanlage in Schkölen ein. Rund 1,5 Millionen Euro hat die Agrargenossenschaft in das Thüringer Modellprojekt investiert.
Schkölen. Jetzt ist Leben in der Bude: Seit gestern tummeln sich rund 7300 Klein-Vertreter des afrikanischen Welses in den Becken der Aquakulturanlage der AgrargenossenschaftSchkölen.

 

50 Tage jung und erst zehn Zentimeter groß, wurden die Jungfische in zwei kleinere Aufzuchtbecken verteilt. "Hier bleiben sie jetzt 50 Tage, dann werden sie noch einmal gezählt und in größere Becken umgesetzt", erklärt Geschäftsführer Tino Köbe. Mit der Ankunft der Welse, die aus einer Zuchtanlage inHollandstammen, nähert sich ein thüringenweit einzigartiges Modellprojekt seinem Abschluss. Entsprechend groß war der Bahnhof von Medienvertretern gestern Nachmittag.

 

Seit Herbst vergangenen Jahres entsteht auf dem Gelände der Agrargenossenschaft eine Fischzuchtanlage mit Aufzuchthalle, Verarbeitungs- und Verkaufsfläche. "1,5 Millionen Euro haben wir investiert", sagt Tino Köbe. Davon sind 670 000 Euro Fördermittel aus dem Europäischen Fischereifonds, von Bund und Land geflossen.

 

In der Kreislaufanlage wachsen die Fische bis auf 1,5 Kilogramm Gewicht heran. Die benötigten 15 Kubikmeter Wasser liefert ein nahe gelegener Brunnen. "Mit der Wärme, die unsere Biogasanlage abgibt, erwärmen wir das Wasser auf 28 Grad Celsius." Der afrikanische Wels mag es warm, ist lautKöbeein Hochleistungsfisch und seuchenfrei. "Er nimmt Luftsauerstoff zum Atmen auf", erklärt er. "Würde sich der Sauerstoffanteil im Wasser verändern, macht ihm das gar nichts." Ein Tierarzt könnte in das Kreislaufsystem auch gar nicht eingreifen.

 

Haben die Fische ihr Gewicht und die laut Köbe"hausfrauenfreundliche" Länge von 50 Zentimetern erreicht "Der Fisch soll ja schließlich in die Pfanne passen." geht es ans Abfischen und Schlachten. "Die Welse werden mit Eiswasser getötet, das ist stressfrei", sagt der Geschäftsführer.

 

Dass sich viele Fische auf relativ engem Raum bewegen und ein Becken zum Schlachten komplett abgefischt werden muss, liegt in der Natur des Schwarms. "Haben die Tiere zu viel Platz im Becken, teilen sie sich in Gruppen auf und bekämpfen sich gegenseitig." In großenSäcken steckt spezielles Welsfutter ausFrankreich. Über jedem Becken hängt ein Futtereimer, dessen Rationen computergesteuert bemessen sind, bevor sie an die Fische abgegeben werden. "So haben wir keinen Futterverlust", sagt Tino Köbe. Ein Springschutz sorgt dafür, dass die Fische nicht auf dem Trockenen landen. "Wenn die Futter bekommen, machen die richtige Sätze."

 

Im kommenden Monat soll der Bereich für Schlachtung, Weiterverarbeitung und Verkauf fertig gestellt werden, für den das frühere Verwaltungsgebäude der Agrargenossenschaft komplett umgebaut wurde. "Wir planen derzeit mit 100 Tonnen Fisch pro Jahr", sagt Köbe. Der wird vor Ort geköpft, ausgenommen, enthäutet, wenn nötig schockgefrostet und portioniert.

 

Auch ein Ladengeschäft soll entstehen, wo sich die Kundschaft neben frischem Wels und anderen Fischsorten nach Saison auch mit Spargel, Erdbeeren, Tomaten, Wein oder anderen Produkten aus der Region eindecken kann. "Wir sprechen die Leute an, die bewusst leben wollen", sagt Tino Köbe, der mit seiner Fischzuchtanlage auch drei Arbeitsplätze geschaffen hat. "Wir haben einen Fischwirt und zwei Mitarbeiter für die Verarbeitung eingestellt."

 

 

Susann Grunert / 19.04.12 / OTZ
 
Quelle: OTZ